Herr Bundesinnungsmeister KommRat Josef: Woher kommen Sie uns was machen Sie beruflich?
KommRat Josef Harb: Ich komme aus Weiz in der Steiermark und bin fast 48 Jahre in der Autobranche tätig. Habe die Lehre gemacht 1970, mit 25 Jahren war ich schon Meister, dann war ich Betriebsleiter, mit 34 Jahren habe ich mich selbständig gemacht. Damals war Mercedes meine Marke, ich hatte damals drei Mitarbeiter. Das war genau vor 30 Jahren. Jetzt haben wir über 100 Mitarbeiter, die Marke haben wir inzwischen ein bisschen erweitert. Ein Sohn hat Seat - da ist er fast der größte in Europa, der andere Sohn hat einen Mercedes- und Kia-Betrieb in Weiz und vor viereinhalb Jahren habe ich einen insolventen Betrieb in der Weststeiermark gekauft und den führe ich momentan. Die Übergabe der Weizer Betriebe habe ich schon 2013 geregelt.
Worauf führen Sie denn den Erfolg zurück? Auf die Automarken?
J. Harb: Ich bin in der Steiermark und auch darüber hinaus vor allem als Harb bekannt. Natürlich spielen auch unsere tollen Marken eine große Rolle. Da sind sehr viele Faktoren entscheidend. Das Wichtigste für mich ist, dass man sehr nahe am Kunden ist. Ein Vergleich aus dem Fußball: Wenn der Verteidiger zu weit weg vom Stürmer ist, wird er ihn nicht erreichen. Wenn wir nicht näher am Kunden sind, werden wir ihn nicht erreichen. Worauf wir noch Wert gelegt haben: eine ständige fundierte Lehrlingsausbildung. Wir hatten pro Jahr im Schnitt 20 Lehrlinge in der der Ausbildung gehabt. Sorgen machen Lehrlinge immer, aber noch mehr Sorgen hat man, wenn die Fachkräfte dann irgendwann einmal fehlen. Das habe ich schon vor 20 Jahren gepredigt. Daher haben wir uns auch dafür engagiert, in den Schulen für unseren Beruf Werbung zu machen.
Das war der berufliche Werdegang. Und wie kam es zur Arbeit in und für die WKO?
J. Harb: Ich war schon früh Bezirksmeister. Und in der Folge immer wieder Stellvertreter von führenden Funktionären. Man muss in diesen Funktionen auch etwas zurückgeben und sich ehrenamtlich engagieren. Ich war immer schon bemüht, Kontakt mit Kollegen zu halten und zu koordinieren. Ich bin nach wie vor ein Mensch, der auf einen Ausgleich hinarbeitet.
Und jetzt treten Sie das Erbe von Kommerzialrat Nagl an.
J. Harb: Das ist ein schweres Erbe, aber ich habe schon einige Vorstellungen für die Zukunft. Erstens werde ich mich bemühen, dass bei Entscheidungen die Bundesländer stärker und schneller eingebunden werden. Dafür habe ich für die neun Landesinnungsmeister eine Whatsapp-Gruppe gegründet. Da geht es um einen raschen Informationsaustausch. Außerdem will ich öfter gemeinsame Sitzungen organisieren. Auch mit den freien Werkstätten soll der Kontakt intensiviert werden. Ein ganz wichtiges Thema für mich ist auch die Beibehaltung der §57a-Regelung. Wir werden alles nur Mögliche dafür unternehmen, dass das für unsere Werkstätten erhalten bleibt.
Gibt es nicht auf Grund der fortschreitenden Digitalisierung auch für die Werkstätten und deren Kundenbeziehungen schwarze Wolken am Zukunftshimmel?
J. Harb: Wichtig ist für die Betriebe, dass sie bestens ausgebildete Mitarbeiter haben - da gehört auch die soziale Komponente dazu -, die werden die Zukunft leichter bewältigen. Gut ausgebildete Mitarbeiter kosten Geld, aber sie bringen den Vorteil von Wissen und Können. Und natürlich müssen wir auch so nah wie möglich an unseren Kunden sein, um Probleme und Reparaturen schnell erkennen und auch lösen zu können. Da ist auch eine Partnerschaft mit anderen Werkstätten ganz wichtig. Da sollte es kein Konkurrenzdenken geben. Wenn wir uns gegenseitig helfen, dann geht es allen besser.
Herr Bundesinnungsmeister: Sie sind jetzt 64 Jahre alt, wie schaut die Zukunft aus?
J. Harb: Da habe ich jetzt kein Limit. Zuerst ist der gesundheitliche Aspekt entscheidend. Die nächste Wahlwerbung werde ich sicher noch bestreiten.
Danke für das Gespräch.
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