Die Pläne sind hoch gesteckt. Die Österreichische Energieagentur liefert praxisgerechte Konzepte für eine fossilfreie Zukunft. Es liegt an den Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft, diese schrittweise umzusetzen. Die Verträge des Pariser Klimaschutz-Abkommens bilden für die Energieagentur die Basis für „visionzero“, also der kontinuierliche Ersatz von Erdöl und Erdgas als Energieträger durch Alternativen. Betroffen sind sämtliche Bereiche der Wirtschaft, von der Haustechnik bis hin zu Industrie, Gewerbe, und natürlich Mobilität. Die Österreichische Energieagentur zeigt auf, wie dieser Weg in die fossilfreie Zukunft beschritten werden kann und welche Auswirkungen die Transformation auf Wirtschaft und Gesellschaft hat.
Wie diese Ziele zu erreichen sind und welche Auswirkungen sich auf Tankstellenbetreiber ergeben können, berichtet DI Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur im Interview.
ATG: Herr DI Traupmann, die kommenden zehn Jahre bezeichen Sie als entscheidend, um die Weichen für eine fossilfreie Zukunft zu stellen. Worauf müssen wir uns einstellen?
Traupmann: Als Top-Priorität dieses Jahrhunderts gilt „visionzero“, also die Realisierung einer möglichst fossilfreien Zukunft im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens. Hierbei gilt es Antworten auf grundlegende Fragen zu finden: Welche Beiträge müssen für den globalen Klimaschutz geleistet werden? Wie funktioniert unser Energiesystem im digitalen Zeitalter? Wie sehen Energie- und Mobilitätsdienstleistungen und damit verbundene Branchen in Zukunft aus? Die Österreichische Energieagentur wird mit ihrer neuen Strategie Antworten auf exakt diese Fragen finden und unsere Kunden aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf dem Weg in die Energiezukunft begleiten und diese beraten, bei der Umsetzung unterstützen sowie vernetzen.
Es geht dabei aber nicht nur um das Energiesystem. Die fossilfreie Zukunft betrifft auch weitere Aspekte, wie zum Beispiel die Substitution von ölbasierten Kunststoffen durch nachwachsende Rohstoffe.
ATG: Was bedeutet das für das Mobilitätsverhalten und für Tankstellen in Österreich?
Traupmann: Carsharing wird zunehmen. Immer mehr Fahrzeugnutzer werden nicht mehr Eigentümer sondern nur noch Benützer der Fahrzeuge sein. Die Zahl alternativer Antriebe wie Elekro- oder Wasserstofffahrzeuge wird steigen. Tankstellen werden auch in Zukunft flächendeckend für die Energieversogung der Fahrzeuge benötigt. Gleichzeitig werden sich für Tankstellenbetreiber auch neue Geschäftsfelder öffnen.
ATG: Welche Möglichkeiten sehen Sie hierbei?
Traupmann: Neue Startups drängen zunehmend auf den Energiemarkt. Digitalisierung, Dezentralisierung und Dekarbonisierung stellen das uns bisher bekannte Energiesystem auf den Kopf und ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Branchengrenzen lösen sich auf, Kunden werden zu „Prosumern“ und neue Akteure treten in den Markt ein. Kleine Startups können heute Strom verkaufen, ohne ein einziges Kraftwerk zu besitzen. Ähnliche Möglichkeiten stehen heute Tankstellenbetreibern offen. Auch wenn in Zukunft im städtischen Bereich immer weniger private Fahrzeuge fahren werden, kann die Tankstelle viele – auch neue – Funktionen übernehmen. Tankstellen sind flächendeckend vorhanden und stehen den Nutzern immer in Reichweite zur Verfügung, auch wenn andere Dienstleister geschlossen haben. Sie können ihre Rolle als Nahversorger noch weiter ausbauen aber auch zum Mobilitätsdienstleister werden, indem sie etwa Parkflächen oder auch Fahrzeuge im Rahmen von „Sharing-Diensten“ anbieten. Egal, wie die Energiequellen heißen, die unsere Fahrzeuge in Zukunft bewegen werden – Tankstellen werden sicher von Bedeutung sein.