Man kann wirklich nicht sagen, man hätte es nicht versucht: Seit mehr als 20 Jahren geistern Erdgasautos durch die Preislisten. Werden gerne als schlaue Alternative zu traditionellen Antriebsarten genannt, ihre Vorzüge gepreist - und gekauft werden dann dennoch erst die Dieselmodelle. Ein missverstandener Klimaschützer, der es nie zum Durchbruch geschafft hat - doch genau das könnte sich jetzt ändern, wenn auch in einer etwas anderen Sparte: dem Fernverkehr.
Eine neue Studie, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und Shell Deutschland durchgeführt hat, zeigt nämlich, dass verflüssigtes Erdgas auf diesem Sektor immense Vorteile hätte. Angenommen, bis 2040 würden weltweit 6000 große Schiffe und in der EU 480.000 Lkw mit LNG (Liquid Natural Gas) betrieben werden, könnten sich die Treibhausgas-Emissionen in der Schifffahrt um 132 Millionen Tonnen und bei schweren Lkw je nach Motortechnik um bis zu 4,7 Millionen Tonnen reduzieren. Bei einem Anteil von 30 Prozent Bio-LNG wäre eine zusätzliche Reduktion bei Lkw um rund 20 Prozent möglich. Derzeit liegen die Treibhausgas-Emissionen des gesamten deutschen Transportsektors bei rund 166 Millionen Tonnen.
"Wir sehen in der Seeschifffahrt für LNG großes Potential. Dies gilt im Besonderen für Containerschiffe, die aufgrund ihres hohen Leistungsbedarfes vergleichsweise hohe Kraftstoffverbräuche haben. Passagierschiffen kommt eine Pionierfunktion zu. Wenn LNG Schweröl ersetzt, bieten sich hohe Emissionsvorteile", sagt Shell Chefvolkswirt Dr. Jörg Adolf. "Im Straßengüterverkehr eignet sich LNG insbesondere für schwere Lkw als Alternative für Dieselkraftstoff. Um hohe Emissionseinsparungen zu erreichen, wird hier jedoch LNG aus erneuerbaren Energien wie etwa Bio-LNG benötigt", erläutert DLR-Verkehrsexperte Dipl.-Ing. Andreas Lischke.