Consumer Electronics Show

Das sind die Highlights der CES 2019

Audi
Audi

Autonomes Fahren, Virtual Reality und vernetzte Mobilität – das Auto entwickelt sich immer mehr zu computerbasierten Mitfahrmöglichkeit.

von: Roland Scharf

Die Consumer Electronics Show in Las Vegas galt bis vor kurzem noch als verspielte Nerd-Show, die all das abdeckte, was Computerfans und Multimedia-Anhänger interessant fanden. Die virtuelle Welt stand im drastischen Gegensatz zur alteingesessenen Automobilindustrie, die eine Woche später in Detroit ihr alljährliches Stelldichein gab - doch die Zeiten ändern sich. Nachdem das Auto immer mehr zum selbstfahrenden Supercomputer mutiert, wird auch die CES als Spielwiese für die Big Player immer interessanter. Und so kommt es, dass nicht nur die Hersteller selbst, sondern auch die Zulieferer im Wüstenort in Nevada all das präsentieren, was derzeit in den Entwicklungsabteilungen vor sich hinköchelt. Und was demnächst nicht nur zur virtuellen Realität werden könnte.

Audi auf Weltraummission
Die Ingolstädter zeigen eine erste Demonstration der immersiven Technologie mit dem VR-Erlebnis "Marvel's Avengers: Rocket's Rescue Run", das von Disney Games and Interactive Experiences entwickelt wurde. Über die VR-Brille taucht der Mitfahrer auf dem Rücksitz eines Audi e-tron in eine fantasievolle Weltraumdarstellung ein. Das Auto wird dabei zum bemannten Raumschiff und der Mitfahrer bahnt sich gemeinsam mit Rocket, einem Charakter aus einem Marvel-Spiel, einen Weg durch ein Asteroidenfeld. Jede Bewegung des Autos wird in Echtzeit in das VR-Erlebnis übertragen. Fährt das Auto eine enge Kurve, so umkreist der Spieler in der virtuellen Realität ein gegnerisches Raumschiff. Beschleunigt der Fahrer den Audi e-tron, beschleunigt auch das Raumschiff im Erlebnis.
"Kreative Köpfe werden auf unserer Plattform faszinierende Welten erschaffen und den Weg von A nach B zur Erlebnisfahrt machen", sagt Nils Wollny, Leiter Digital Business bei Audi. Ob Arcade Game, Unterwasserabenteuer, Weltraumerkundung, Lehrfahrt durch eine historische Stadt oder den Blutkreislauf: Den Möglichkeiten sind nahezu keine Grenzen gesetzt. So können Entwickler Welten erschaffen, die mithilfe des Autos mit allen Sinnen erfahrbar werden. Auch herkömmliche Filme, Serien oder Präsentationen lassen sich mit einem viel geringeren Risiko für Reiseübelkeit betrachten, da visuelles und gefühltes Erlebnis synchron laufen.
Innerhalb der nächsten drei Jahre soll diese neue Form der Unterhaltungs mithilfe handelsüblicher VR-Brillen für Passagiere auf dem Rücksitz auf den Markt kommen. Mit dem weiteren Ausbau der Car-to-X-Infrastruktur könnte langfristig auch das Verkehrsgeschehen Teil des Erlebnisses werden: Stopps an der Ampel wären dann unerwartete Hindernisse in der Handlung oder würden ein Lernprogramm mit einem kurzen Zwischenquiz unterbrechen.

Bosch vernetzt die Mobilität
Der deutsche Zulieferer präsentiert auf der CES ein eigenes Konzeptfahrzeug, das eine neue Art der Mobilität darstellen soll: Fahrerlose Shuttles, die bald das Straßenbild in den Metropolen der Welt prägen könnten. Für diese Art der Fortbewegung liefert Bosch neben Komponenten und Systemen auch ein Komplettangebot an Mobilitätsdiensten wie etwa Buchungs-, Sharing- und Vernetzungsplattformen oder Parkplatz- und Ladeservices. Das prognostizierte Marktvolumen ist hoch: Im Jahr 2017 lag es bei 47 Milliarden Euro, im Jahr 2022 soll es bereits 140 Milliarden Euro betragen.
Eine der letzten Hürden für die Umsetzung der Shuttle-Mobilität ist die Automatisierung von Fahrzeugen im komplexen urbanen Umfeld. Hier setzt Bosch auf einen partnerschaftlichen Ansatz: Die US-Stadt San José im Silicon Valley soll im Laufe der zweiten Jahreshälfte Pilotstadt für die Erprobung des vollautomatisierten und fahrerlosen Mitfahrservices von Bosch und Daimler werden. Dazu haben die drei Partner eine Absichtserklärung unterzeichnet. Mit ihrer Entwicklungskooperation wollen Bosch und Daimler den Verkehrsfluss in Städten verbessern, die Sicherheit auf der Straße erhöhen und einen wichtigen Baustein für den Verkehr der Zukunft liefern. Ziel ist die Entwicklung eines Fahrsystems für vollautomatisiertes und fahrerloses Fahren (SAE Level 4/5), das bis Anfang der kommenden Dekade serienreif sein soll.

Conti präsentiert ultraschnelle 5G-Plattform

Die zunehmende Vernetzung stellt immer höhere Anforderungen an die Mobilfunknetze und die Technik der Autos. Genau diesem Thema des sicheren und zuverlässigen Datenaustauschs hat sich Conti angenommen und präsentiert eine flexible 5G-Hybridplattform.
Schließlich bilden vernetzte Fahrzeuge die Grundlage für Echtzeit-Verkehrsmeldungen, Informationen zu Gefahrenstellen und zukünftige Fahrerassistenzfunktionen, indem sie direkt mit anderen Fahrzeugen oder der Infrastruktur kommunizieren. Dabei integriert Continental bei der Hybrid-V2X-Lösung nicht nur Technologien für den 4G- und 5G- Netzzugang, sondern auch Dedicated Short Range Communication (DSRC) sowie die Cellular-V2X-Technologie für die direkte Vehicle-to-Everything (V2X)-Kommunikation. Anders als bei der Kommunikation über das Mobilfunknetz ist der technische Pfad zum Aufbau einer direkten V2X-Kommunikation weltweit unterschiedlich. Manche Regionen bevorzugen die bereits verfügbare DSRC-Technologie, andere tendieren eher zum neuen Cellular-V2X-Standard, der sich noch in der Entwicklung befindet. Die neue hybride V2X-Lösung von Continental bringt beide Kommunikationsstandards auf eine Hardware- und Softwareplattform. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern verringert auch die Komplexität bei der weltweiten Anwendung der V2X-Kommunikation.

Daimler automatisiert den Frachtverkehr
Alle reden vom autonom fahrenden Pkw - aber was ist eigentlich mit dem Schwerverkehr? Auch da geht es demnächst zügig voran. Daimler Trucks etwa investiert in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro in die Entwicklung hochautomatisierter Lkw (SAE Level 4). Außerdem schafft Daimler Trucks über 200 neue Arbeitsplätze, um binnen eines Jahrzehnts hochautomatisierte Lkw zur Marktreife zu bringen. Hochautomatisier­tes Fahren bedeutet, dass automatisiert fahrende Lkw in definierten Bereichen und zwischen definierten Knotenpunkten verkehren - wobei das System nicht erwartet, dass ein Benutzer auf eine Aufforderung zum Eingreifen reagiert. Der neue Freightliner Cascadia bietet teilautomatisierte Fahrfunktionen (Level 2) und ist damit der erste teilautomatisierte Serien-Lkw auf nordamerikanischen Straßen. Seine Weltpremiere feiert er ebenfalls heute bei der Präsentation von Daimler Trucks auf der CES.
Das neue System kann selbständig bremsen, beschleunigen und lenken. Im Gegensatz zu anderen Systemen, die erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit eingreifen, ermöglichen Active Drive Assist / Detroit Assurance 5.0 teilautomatisiertes Fahren in allen Geschwindigkeitsbereichen in einem Serien-Lkw. Neu sind die aktive Querführung und die Verbindung von Längs- oder Quersteuerung in allen Geschwindigkeitsbereichen. Die intelligente Verknüpfung von Radar- und Kamerainformationen bildet dafür die Basis.
Hochautomatisierte Lkw (Level 4) verbessern zudem unter anderem Effizienz und Produktivität, da sie praktisch rund um die Uhr einsetzbar sind. Außerdem können sie in verkehrsarmen Zeiten verkehren, beispielsweise nachts, und so Staus durch intelligentes Routenmanagement vermeiden. Dies wirkt sich positiv auf Lkw-Kunden und die gesamte Wirtschaft aus, denn die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft hängt auch stark von der Effizienz der Logistik ab. Vor dem Hintergrund einer erwarteten Verdopplung des globalen Güterverkehrs auf der Straße zwischen 2015 und 2050 gewinnt dieser Aspekt zunehmend an Bedeutung.


Einstellung des monatlichen Erscheinungsrythmus. Inhalte ab sofort verstärkt in anderen Verlagsprodukten und Beilagen.

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